Thursday, June 16, 2011

Die telefonische Spracherkennung und ich.

Technik ist grundsätzlich etwas sehr schönes. Sie macht Menschen effizienter, das Leben angenehmer und viele Dinge rund um die Uhr zugänglich. Wie zum Beispiel die Anmeldung zum praktischen Führerscheintest in Kalifornien. Ich hätte nicht gedacht, daß ich in meinem Alter noch einmal eine solche Prüfung ablegen müßte. Nachdem ich mittlerweile länger MIT Führerschein lebe als OHNE.

Nun gut. Nachdem ich die schriftliche Prüfung vor Ort im Department of Motor Vehicles in Redwood City bestanden hatte, durfte ich mich zum Praxistest anmelden. An dieser Stelle möchte ich ganz gern zwei Dinge erwähnen, die mir sehr positiv aufgefallen sind. 1. Man kann online einen Termin mit der Zulassungsstelle machen und 2. auch dort war jeder Einzelne so unglaublich freundlich, obwohl Trinkgelder dort eher weniger gern gesehen sind...

Gesagt, getan, ich versuchte mich wieder mit der Internetseite und gab alle Daten ein, die zur Vereinbarung eines Prüfungstermins notwendig waren. Und drückte "Enter". Leider gab man mir "in rot" unmißverständlich zu verstehen, daß ich auf diese Weise keinen Termin beantragen konnte. Ich war auserwählt die kostenlose Rufnummer zu verwenden. Was ich dann auch tat. Und anstelle einer Warteschleife oder einer weiteren freundlichen Person am Telefon, fand ich mich einer freundlichen männlichen Stimme gegenüber, die mich bat, mein Anliegen der Spracherkennungssoftware vorzutragen.

Es begann recht einfach. Was denn mein Anliegen sei, wurde ich gefragt. Dann gab er mir eine lange Liste von Möglichkeiten. Leider hatte ich, als er fertig war, die ersten drei schon wieder vergessen. Somit entschied ich mich für die letzte Möglichkeit: Please repeat the available options. Und nun merkte ich mir, was ich wollte:

"Schedule an appointment".
Aha, und wofür?
Wieder eine Liste von Möglichkeiten.
"Behind the wheel driving test".
Auch die nächste Frag war einfach.
Ob ich denn schon einen Führerschein hätte? Damit war der temporäre gemeint, den man nach dem bestehen der schriftlichen Prüfung bekommt.
"Yes".
Dann solle ich doch bitte dessen Nummer angeben. Da ging es dann los.
"F12343445".
Habe ich Sie richtig verstanden, S wie Sigma.
"No!!" (auch wenn das bei diesen Spracherkennungsgeräten keinen großen Eindruck macht, wurde ich ein wenig laut).
Entschuldigung, mein Fehler. Bitte wiederholen Sie noch einmal die Nummer
"F......"
Habe ich Sie richtig vestanden, X wie Xylophon...
"NO!!!!"
Na gut, dann versuchen wir es anders. Bitte nennen Sie mir den ersten Buchstaben.
"F"
Und nun hatte er es endlich. F wie Foxtrott. Die Nummer durfte ich dann mit der Telefontastatur eingeben.
Und jetzt bitte Ihre Telefonnummer. Und wieder ging es ein wenig hin und her, bis ich endlich meine Nummer über die Tastatur eingeben durfte.
Und nun wollen wir herausfinden, bei welchem DMV Büro ich denn den Termin machen möchte. Bitte nennen sie die Postleitzahl des Ortes ein.
Uuuuuh, wo krieg ich die jetzt so schnell her. Googlen! Blöderweise hatte ich das Uuuuuh laut gesagt und wieder hatte er mich falsch verstanden.
Als wir das dann auch abgehakt hatten, bekam ich folgendes zu hören. Es tut uns leider, aber das Terminvereinbarungssystem steht zur Zeit nicht zur Verfügung. Bitte rufen Sie zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal an.....

Und da wundern die sich hier über Amokläufe...

Nun, das war noch nicht alles. Schließlich hatte ich immer noch keinen Termin. Somit habe ich gestern Abend noch einmal mein Glück versucht.

Was ist Ihr Anliegen?
"Make an Appointment."
Wofür?
"Behind the wheel drivers test."
Haben Sie schon einen Führerschein?
"YES"
Wie ist denn die Nummer?
"F......"
Habe ich Sie richtig verstanden, S wie Sigma... !
"%)/@!" (das hat er nicht verstanden...) "NOOOO!"
Entschuldigung, mein Fehler. X wie Xanthippe
(so naaaah). "NOOOO!"
Ok, versuchen wir es anders. Wie viele Buchstaben haben Sie auf Ihrer Tastatur?
WAS?! "Äääääh".
Auswahlmöglichkeiten verpaßt.

Ich muß dazu sagen, daß ich an dieser Stelle schon beim dritten Versuch war.
Naja, jedenfalls konnte ich grad noch "3" sagen, bevor mir der nette Herr wieder sagen konnte "Derzeit steht kein Mitarbeiter zur Verfügung, bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Und dann wurde es richtig anspruchsvoll (soll noch einmal einer behaupten, Amerikaner wären dumm... die fahren doch alle Auto, also müssen sie auch mit dieser Spracherkennung zurecht-gekommen sein.)
Nun meinte er, ich solle die Taste drücken, auf der der Buchstabe stand und dann die Zahl, die seine Position auf dieser Taste angibt. !?!? Ich schaute auf meinen Blackberry und kratzte mich am Kopf. Dort gibt es nur einen Buchstaben pro Taste...
Und wieder raus...

Nach einer Stunde kam ich dann auf die glorreiche Idee, am nächsten Tag einen amerikanischen Kollegen zu bitten, für mich anzurufen. Gesagt, getan. Tracey erklärte sich auch gern bereit, das für mich zu tun. Ich schrieb meine Telefon- und Führerscheinnummer auf, damit sie alles parat hatte. Und dann war die erste Frage die nach der Postleitzahl des Büros... Gooogeln!! Zu spät. Aber zum Glück ging es einfach nur zur nächsten Frage.
Die Auswahlmöglichkeiten. Als "Behind the Wheel Drivers Test" an der Reihe war, rief sie "Yes!".

Das war zu viel für die Maschine. Wir wurden direkt zu einem Mitarbeiter weitergeleitet, in der Warteschleife konnte ich meine Telefonnummer eintippen, die dieser anrufen würde, damit ich nicht so lange warten mußte, eine freundliche Dame rief mich nach 5 Minuten zurück (in der mein Telefon einmal abgestürzt war und mir einen ziemlichen Schreck verpaßt hatte) und mein Termin ist in zwei Wochen!

So geht das!