Sunday, January 22, 2012

Taxis

Wenn mich jemand fragt, was man unbedingt in San Francisco erlebt haben muß, dann sag ich "Taxifahren". Vergeßt Cable Cars, Fisherman's Wharf, Alcatraz und die Golden Gate Brücke. Die spannendsten Erlebnisse hat man hier im Taxi.

Es beginnt schon damit, ein Taxi zu organisieren. Es gibt Telefonnummern und Webseiten. Yellow Cab hat eine einfache Telefonnummer 333-3333. Um für sofort ein Taxi an die bekannte Adresse zu ordern, drück man die "1". Und wartet. Auf den Rückruf mit der voraussichtlichen Ankunftszeit. Je nach Wochentag und Uhrzeit kommt der innerhalb der nächsten Minute, 15 Minuten oder gar nicht. Da wird's schon mal spannend. Vor allem, wenn man bis zur letzten Minute mit dem Aufstehen gewartet hat, der Flieger in einer Stunde geht, man um 5 Uhr morgens auf dem gepackten Gepäck sitzt und fast einschläft. Dann geht man doch noch mal aufs Klo und "zack" klingelt das Telefon und sagt: "Taxi no. 456 will arrive in 1 minute." Aaaah, schnell wieder anziehen, nochmal gucken ob man auch alles dabei hat. Schlüssel, Kreditkarte, Reisepass und Sonnenbrille und schnell runterrennen. Denn, es bleibt spannend, sollte es zu lange dauern, ist das Taxi wieder weg.

Dazu muss man sagen, daß Angebot und Nachfrage je nach Wochentag und Uhrzeit hier extrem auseinanderklaffen. An einem Samstagabend kommen auf knapp 15,000 Taxen hunderttausende von Taxisuchenden.

An der richtigen Stelle und zur richtigen Zeit, kann man auch gut ein Taxi auf der Straße ergattern. Hier sei zu erwähnen, daß ein leuchtendes "For Hire" Zeichen noch lange nicht bedeutet, daß der Taxifahrer auch Lust hat, einen mitzunehmen. Als ich einmal vergebens auf einen Bus gewartet habe, sind ca. 5 angeblich freie Taxen an mir vorbeigefahren. Manchmal, aber nur manchmal, hält ein angeblich besetztes Taxi an. Und dann gibt es auch noch Taxen, die nicht nach Taxi aussehen und etwa doppelt bis drei mal so teuer sind wie normale Taxen. Manchmal geht es dann eben nicht anders und man zahlt 25 statt 10 Dollar. Jedenfalls resultiert diese Ungewissheit darin, daß man mit konstant erhobenem Arm an der Straße steht, in der Hoffnung, daß irgendwer mal anhält. Manchmal geht man dann doch zur nächsten Bushaltestelle oder gar gleich ganz zu Fuß.

Natürlich, wie nicht anders zu erwarten, wenn man einen Flughafentransfer bestellt hat, oder von Freunden abgeholt wird, halten ca. 5 Taxen neben einem an und fragen, ob man ein Taxi benötigen würde. "Ja," sage ich dann, "in 5 Stunden vor der Kneipe Ecke Fillmore und Union".

Wem das bereits zu spannend ist und sich für öffentliche Verkehrsmittel entschieden hat, und sich angesichts der manchmal recht schrägen und seltsam riechenden Gestalten in Bussen und Bahnen in die private und "ungefährlichere" Atmosphäre eines Taxis versetzt wünscht, dem sei gesagt, das nimmt sich nicht viel.

Es gibt Fahrer, die man vor lauter Bart gar nicht erkennt. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, rasen sie die Straßen von San Francisco hinab wie Jens Weißflog, Dieter Thoma, oder, für die jüngeren, Martin Schmitt die Skisprungschanze. An jeder Straßenkreuzung wartet man auf einen lauten Knall. Entweder das Aufsetzen des Taxis, oder, angesichts des doch sehr durchgesessenen Rücksitzes, des eigenen Hinterteils auf der Straße, oder den Aufprall eines ebenso wild gefahrenen Taxis von rechts oder links.

Manch anderer Fahrer scheint in seinem Taxi zu wohnen. Der Beifahrersitz schaut aus wie die Einkaufswagen, die manch Obdachloser hier mit sich herumschiebt. Und, wenn man Pech hat, riecht er auch so. Aber, man ist eben glücklich, überhaupt einen Wagen ergattert zu haben, der einen um die Zeit nach Hause oder rechtzeitig zur Verabredung oder Flughafen bringt.

Im großen und ganzen sind die Fahrer sehr freundlich. Manche mehr, manche weniger zum Plaudern aufgelegt. Manche wissen, wo es hingeht, andere fahren einfach drauf los und haben gar keine Ahnung. Und dann gibt es ganz spezielle Erlebnisse. Samstagabend stiegen wir in ein Taxi, aus dem gerade ein Pärchen wieder ausgestiegen war. Denen war es zu unheimlich, daß der asiatische Fahrer sehr verstört aussah und weinte. Da wir wissen wollten, was passiert war, um nicht zusammen mit ihm Dank seiner Depression in den Freitod zu gehen, sprachen wir sanft mit ihm und schließlich erzählte er uns, daß sein Hund gerade von einem anderen Hund zerfleischt worden sein. Es kam heraus, daß es sich um den besten und liebsten Hund der Welt gehandelt hatte, den er noch mehr liebte als seine Frau. Diese war, nach seiner Ansicht, auch mitverantwortlich für den Tod des Hundes, da sie ihn auf dem Arm hatte. Er war sich sicher, daß sie nicht ehrlich mit ihm war und ihn gemeinsam mit der Polizei über die wahren Hintergründe belogen hatte. Was auch immer er damit gemeint hat.

Jedenfalls waren wir froh, als wir dann endlich an unserem Ziel angekommen waren. Unter Tränen bat er uns dann noch, vorsichtig zu sein und möglichst gleich ins nächste Taxi zu steigen und aus dem Stadtteil zu verschwinden. Wir waren uns allerdings sicher, daß es zu dem Zeitpunkt überall sicherer war als in seinem Taxi!

Monday, January 16, 2012

Fliegen - Teil 1

Es gibt ausreichend Dokumentationen, Bücher, Filme, und vieles mehr über das Fliegen. Aber noch keine von mir :-).

Verglichen mit vielen anderen fliege ich gar nicht so viel. Ein bis zwei Mal im Monat. Als ich noch in Europa gewohnt und gearbeitet habe, war das auch gar nicht so anstrengend. London, Paris, Mailand, Madrid, Kopenhagen, Oslo, Helsinki, Stockholm, Wien, Zürich, sind maximal 2-3 Stunden entfernt. Dublin auch, allerdings sind die Verbindungen nicht ganz so günstig, so daß der Arbeitstag meistens verloren war. Außerdem, und das bringt mich zu den Fluglinien. Billigflieger. Ich habe nicht wirklich viele schräge Erfahrungen mit denen gemacht. So wie ein Freund von mir auf dem Flug nach Osteuropa, in dem sich ein Russe eine Zigarette angezündet hat. Auf die Bitte der Stewardess, dieses doch zu unterlassen, meinte er ganz lässig, es gäbe doch Aschenbecher, also könne er auch Rauchen.

Nein, ich hatte nur die üblichen Erfahrungen. Ein Publikum, daß sich meist aus pummeligen und deren völlig unpassenden (im doppelten Sinne) Outfits und unerträglichen Quietschstimmen, betrunkenen oder völlig verkaterten Gruppen von Iren und Irinnen zusammensetzten. Zudem gab es keine zugewiesenen Sitzplätze, so daß sich alles schon Stunden vor dem Boarding am Gate drängelte. Natürlich mit meist zu großem Bordgepäck, da das Einchecken mindestens 15 Euro kostet. Abgesehen von dem immer recht weit abseits des Zielortes gelegenen Flughafens, was durch den recht günstigen und gut organisierten Flughafentransfer jedoch wieder wettgemacht wurde, und den manchmal schon recht lauten, nervigen und oft übel riechenden Passagieren war das schlimmste bei einer dieser bestimmten Fluglinien, daß es keine Kotztüten gab. Wer schon einmal mit Turbulenzen einen nicht enden wollenden Landeanflug mitgemacht hat, weiß, wovon ich rede. Es wackelt, der Flieger sackt ständig unerwartet einige Meter in die Tiefe und man kann gar nicht tief genug atmen, um den Brechreiz zu unterdrücken. Schön, wenn es dann um einen herum noch riecht, wie in den Hausecken an der Reeperbahn am Sonntagmorgen vor der Staßenreinigung.

Generell habe ich wirklich bisher immer viel Glück mit dem Reisen gehabt. Ab und zu mal gab es Verspätungen oder Ausfälle, aber ich mußte noch nie am Flughafen übernachten, frieren, um einen Platz im Flieger kämpfen oder die Spucktüte verwenden. Und auch mein Gepäck ist immer wieder aufgetaucht.