Friday, June 29, 2012

Eingezogen und ordentlich durchgeshuttelt

Ich sitze im Shuttle auf dem Weg nach San Francisco. Leider kann ich den vorderen Sitz im oberen Teil des Doppeldeckerbusses nicht so völlig geniessen, da das Rollo leider kaputt und die obere Hälfte der Scheibe somit verdeckt ist. Aber es gibt weitaus schlimmere Dinge im Leben.

Ich bin endlich in meine Wohnung eingezogen. Samstag früh, nach einer üblen aber glücklicherweise nicht allzu langen Nacht, stand ich um neun Uhr morgens vor meinem Apartmentgebäude und wartete auf die Möbelpacker. Ab halb zehn haben die Jungs dann Möbelstücke und Kartons in die Wohnung getragen, ausgepackt und aufgebaut. Daß ich selber einräumen mußte, war mir bis dahin nicht so ganz klar. Ich dachte, ich könnte schön auf dem Balkon, oder später auf dem Sofa sitzen und den Jungs zuschauen. Aber nein, Bücher, Küchengegenstände und Kleidung waren meine Aufgabe. Die ersten beiden ließen sich recht problemlos angehen. Wenn man mal davon absieht, daß mein Bücherregal derzeit gegen jede einzelne Erdbebenvorbeugungsregel verstößt und ich es in am Wochenende in mein Wohnzimmer umsiedeln muß.

Als es jedoch daran ging, meine Kleidung unterzubringen, sah ich mich einem schier unüberwindbarem Problem gegenüber. Einem Kleiderschrank, der nicht mal halb so groß ist wie mein bisheriger. Kamel, Nadelöhr, Cinderella's dicke Schwester, Schuh, Wurst, Pelle. Das waren nur ein paar der Gedanken, die mir angesichts der Berge auf meinem Bett (in das ich mich doch so gern legen und einfach nur noch schlafen wollte), kamen. Gar nicht erst zu reden von den drei Koffern, zwei Umzugskisten, zwei großen Tüten und mehreren Schuhkartons, die noch in meinem Apartment in Santa Clara standen...

Nicht, daß ich eine Carrie Bradshaw wäre. Ich habe eine übersichtliche Anzahl an Schuhen und hatte bereits in Hamburg nahezu die Hälfte meiner Kleidung aussortiert. Nur, von 80 auf knapp 60 qm (ca. 600sft) und der Liliputversion des bisherigen Schrankes zu wechseln, läßt scheinbar wenig dann doch unglaublich viel aussehen.


Nun denn, gestapelt, gefaltet, umgeräumt, improvisiert und getrieben von einer extremen Abneigung für Dinge, die überall herumfliegen, krempelte ich die Ärmel hoch und los gings. Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin alles andere als ordentlich. Aber Ordnung halten ist recht einfach, wenn man einen großen Stauraum hat, den man hinter Türen oder Vorhängen versteckt.

Nun denn, nach zwei Tagen Arbeit, kam das dabei heraus:




Um sechs Uhr morgens aufzustehen kann auch eine schöne Seite haben. Die Sonne scheint ins Apartment, mit dem Kaffee in der Hand steh ich auf dem Balkon, schaue auf den Pool und in die Sonne und atme noch einmal tief durch, bevor der tägliche Kampf und Trott wieder losgeht. Murmeltier ahoi!

Übrigens frage ich mich immer mehr, wie es hier überhaupt zur Finanzkrise kommen konnte. Meine Kreditwürdigkeit läßt scheinbar extrem zu wünschen übrig. Heute wurde meine Debitkarte (ähnlich wie Maestro, für die nicht Banker unter Euch) abgelehnt, als ich damit eine Briefmarke kaufen wollte. Fällt einem dazu noch etwas ein??

Ach ja, der Pool:

Der beste Vater der Welt

Nachdem meine Mutter den Eintrag über sich voller Begeisterung nicht nur gelesen, sondern auch ausgedruckt und ihren Freundinnen vorgelesen hat, denke ich, es ist an der Zeit, auch etwas über meinen Vater zu schreiben.

Auch von ihm war nie viel Mitleid zu erwarten und auch er kannte viele Sprüche, wie z.B. "Das wird schon wieder." Stimmt ja auch. Es ändert meistens nichts an einer Situation wenn man sich lange grämt und jammert. Allerdings konnte er selbst sich recht lange über eine Sache aufregen. Verlorene Gegenstände, unerlaubt übernachtende Freunde. An dieser Stelle sei anzumerken, daß es sich jahrelang um den selben handelte. Anhand der Reaktion meiner Eltern hätte man denken können, es sei jedes Mal ein anderer gewesen :-).  Als ich älter wurde habe ich dann aber begriffen, daß er sich selbst die härtesten Standards setzt. Wenn er jemals etwas verliert, vergisst oder kaputt macht, dann ist die Aufregung und das Gemecker groß. Dann geht man ihm lieber aus dem Weg, bis er sich wieder beruhigt hat.

Es war und ist auch immer noch zwecklos, meinen Vater von etwas überzeugen zu wollen, das er nicht für eine gute Idee hält. Da können ihn keine zehn Pferde dazu bringen, seine Meinung zu ändern. Ich habe leider erst recht spät herausgefunden, wie er sich überzeugen läßt. Beziehungsweise, wie man ihn dazu bringt, sich mit dieser Idee anzufreunden. Einfach umsetzen, ohne vorher um Rat oder Erlaubnis zu fragen. Manchmal gibt es ein Donnerwetter aber oft findet er sich zunächst damit ab und nach und nach unterstützt er sie sogar. Auf seine Weise. Und manchmal, wenn es eine gute Entscheidung war, kommt sogar noch nachträglich ein Lob. Auf seine Weise. Als ich mir ein Motorrad gekauft hatte, war er alles andere als begeistert. Aber dann stellte er sicher, daß ich immer regelmäßig zur Inspektion ging, die Maschine über den Winter sicher in seiner Garage untergebracht war, wechselte das Öl, ohne mich dabei helfen zu lassen und kümmerte sich darum, daß meine Reifen gewechselt wurden als ich nicht nach Hause kommen konnte. Das andere Mal war er zunächst nicht begeistert, daß ich meinen Job kündigte und ein Studium begann. Aber als es dann kurz darauf in meiner alten Branche (einer Bank) bergab ging, war er dann doch dankbar und, glaube ich, ein wenig stolz, daß ich rechtzeitig ausgestiegen war. Und mittlerweile ist er sicherlich recht glücklich, daß ich meinen damals so "sicheren" Job gekündigt habe.

Grundsätzlich kann man meinem Vater auch nicht übelnehmen, daß er seine Meinung über die aller anderen stellt. Mein Vater kann und weiß nahezu alles. Außer kontemporärem Trivialwissen vielleicht. Wenn er etwas nicht kann, dann lernt er es. Manchmal weil er will, manchmal weil er muß. Aber alles wichtige kann er. Wir brauchten nie einen Handwerker, Maler, Elektriker, Klempner oder sonstigen Techniker. Er baute, renovierte, reparierte alles. Jeder Raum in unserem Hause wurde seit dem Hausbau mindestens zwei Mal renoviert. Als ich vier Jahre alt war, hat er den kompletten Dachboden ausgebaut und jedem von uns ein 20qm Zimmer verschafft auf das all unsere Freunde neidisch waren. Nicht zu vergessen den Spielflur, der auch etwa so groß war. Und ein eigenes Bad! Basierend auf meinen Entwürfen hat er mir eine komplette Einrichtung für meine Monchichis geschreinert. Zusammen mit meiner Mutter hat er uns eine große Kiste Bauklötze zugesägt und gefeilt. Die wurden jahrelang freudig und fleissig für alle möglichen Zwecke verwendet. Und das allerschönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe, war ein selbst gemachtes Schaukelpferd. Mal davon abgesehen, daß es ein richtiges Schmuckstück ist, war es auch ein großartiges und versatiles Spielzeug. Und das beste an diesem Geschenk war, das es derart liebevoll geschreinert war, daß mir heute noch ganz warm ums Herz wird, wenn ich es in meiner Wohnung stehen sehe. Nach 32 Jahren und jahrelanger Extrembelastung sieht es immer noch perfekt aus und wird für immer mein liebstes Möbelstück und Spielzeug bleiben.

Auch wenn ich damals oft erheblich anderer Meinung war, bin ich ihm für vieles dankbar. Die Wertschätzung für Geld, zu verstehen, daß man nicht alles haben kann, was man will. Oder, daß man zumindest hart dafür arbeiten muß. Die Fürsorge für andere, sich um sich selbst als letztes kümmern, erst dann, wenn es allen anderen in der Familie gut geht. Nicht lange rumeiern und jammern, sondern anpacken und ändern, was einen stört.

Wenn ich ihn heutzutage mit meinen Nichten umgehen sehe, dann bin ich ein wenig gespalten. Einerseits wünschte ich mir, er wäre mit uns so entspannt umgegangen. Die beiden werden seitdem sie 3 Jahre alt sind regelmäßig zum Friseur gebracht und bekommen, unter anderem, die Fingernägel lackiert. Bei mir wurde ein Riesentheater gemacht, als ich mit 16 Jahren anfing, mir die Beine zu rasieren. Andererseits freut es mich, ihn mit den beiden zu sehen. Die bedingungslose Liebe, die die beiden ihm entgegenbringen, hat ihn viel weicher und entspannter werden lassen. Ich weiß, daß mein Bruder und ich nie so herzlich mit ihm umgegangen sind und das bereue ich heute ein wenig. Aber dank der zwei Wirbelwinde bekommt er nun endlich die offene Zuneigung und Wertschätzung, die ihm zusteht!

Tuesday, June 26, 2012

Camping

Neulich habe ich in einem Blog erfahren, welche 100 Dinge eine Australierin über uns Deutsche weiss.  Während ich die Vorliebe für Stiefel, die Liebe zum Fahrradfahren und noch einige gute Dinge darunter waren, kann ich persönlich mit Camping nichts mehr anfangen. Ich verstehe jeden, der gern eins mit der Natur ist und auch aus finanziellen Gründen lieber im Wohnmobil oder im Zelt übernachte. Aber, ich persönlich habe in meinem Leben ausreichend Campingerfahrung gesammelt, um für den Rest desselben Hotels vorzuziehen.

Nachdem ich in den ersten Jahren meines Lebens Urlaube in Ferienhäusern in Dänemark oder auch Italien verbringen durfte, unter andern in einem Kinderbett, dass direkt von einer Müllkippe stammte, ging es etwas später auf Touren mit dem Wohnmobil. Wer jetzt an Hymermobile oder Sven Hedins/Thomas Cooks denkt, also Luxuswohnungen auf vier Rädern, falsch gedacht. Mein Vater hat eigenhändig DREI Volkswagenbusse zu Wohn- und Reisemobilen ausgebaut. Von nix zu "Wie ist es möglich so viel Stauraum und Funktionalität in so wenig Raum zu bekommen?". Wirklich! Wenn wir verreist sind, sah es so aus, als wollten wir nur mal eben zur Tante Edith und Onkel Kurt nach Mönchehof! Dank ca. 1 Million Schränken und versteckter Fächer, sah man gerade mal vier Vaude Schlafsäcke, einen etwas mitgenommenen Stoffhund und zwei Kinder auf der Rückbank.


Da isser. Das war der zweite. Diesel und ganze 51 PS! Es ist kein gutes Gefühl, wenn man auf der Autobahn am Berg von 18 Tonnern überholt wird. Ich hab es gar mal fertig gebracht, 10km mit angezogener Handbremse zu fahren und mich nicht wirklich zu wundern, warum die Kiste bergauf so langsam war. Gestunken hat es dann übrigens auch... Aber eines muss ich zugeben, als ich einmal selbst mit dem Bus und meinem damaligen Freund in den Urlaub gefahren bin. Ich bin eingestiegen und war im Urlaub. Man kommt damit einfach nicht schnell irgendwo hin, sondern ist gezwungen, sich die Zeit zu nehmen. Dann dauert es eben mal eine Woche bis man in Spanien angekommen ist. In diesem speziellen Urlaub war ich auch froh, dass der Bus bei Regen um einiges angenehmer und trockener ist als ein Zelt.

Zurück zum Camping. Wir waren nahezu überall in Westeuropa. England, Schottland, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich (dort sind wir meistens eher durchgefahren auf dem Weg nach Spanien), Spanien, Italien, Schweiz, Österreich. Nach Osteuropa durften wir aufgrund des Jobs meines Vaters nicht. Ich bin ein wenig hin- und hergerissen zwischen der Begeisterung und Dankbarkeit dafür, so viele Länder, spannende und kulturell wertvolle Orte in so jungen Jahren gesehen zu haben. Sich mit Händen und Füßen mit anderen Kinder verständigt zu haben und somit schon früh begreifen zu dürfen, dass es andere Länder, Sprachen und Kulturen gibt aber man problemlos mit jedem auskommen kann. Und ich wusste bereits mit 8 Jahren, was Schwimmbad heisst, in fünf Sprachen. Andererseits war es unglaublich anstrengend. Wir waren nie länger als 2 bis 3 Tage am selben Ort und sind immer gerade dann abgereist, wenn wir Freunde gefunden hatten. Ich war die meiste Zeit hungrig, da ich recht wählerisch war, was das Essen anging und vor allem kein Weißbrot mochte. Mir wurde im Bus immer schlecht, da mein Vater nie im Ausland Autobahnen oder Tunnel benutzte, für die man bezahlen mußte. Serpentinen und Parkplätze, auf denen ich mich übergeben mußte. Ich werde niemals bulimistisch. Dafür hab ich mich in meinem Leben schon zu oft übergeben.

Campingplätze. Es gab unglaublich schöne, mit Palmen, Strand und Meer. Terrassenförmig angelegte, die mehr einem Abenteuerspielplatz glichen. In England gab es einen Campingplatz, der aussergewöhnlich hundefreundlich war. Dem Yorkshire und Foxterrier unserer Nachbarn zuzuschauen, war besser als Fernsehen. Waren sie im Wohnwagen eingesperrt, verbellten sie vorbeilaufende Personen und Hunde, waren sie im Freien, wurden diese Passanten bestürmt, angesprungen und verbellt. Besonders unterhaltsam war es, wenn sie mit dem Hundepaar von zwei Stellplätzen ihre Revierkämpfe austrugen. Alles in allem waren diese Jungs aber harmlos. Schlimmer war der aggressive Collie, der frei herumlief und meinen Bruder und mich regelmässig anfiel, wenn wir zur Toilette oder Dusche mussten. Schließlich konnten wir nur noch in Begleitung unseres Vaters gehen. Aus irgendeinem Grund haben fast alle Hunde Angst vor meinem Vater. Auch wenn mir das manchmal Leid tut, da er Hunde sehr gern mag, war das bei Lassies bösem Zwilling ein Segen. Es war herrlich mit anzuschauen, wie die eben noch zähnefletschende Bestie den Schwanz einzog und winselnd davon trottete. Und wir konnten endlich duschen. Zusammen mit Kakerlaken, Tausendfüsslern und was noch so in diesen unglaublich schmutzigen Sanitäranlagen herumkroch. Aber nach der Begegnung mit der Bestie gab es nicht mehr viel, was uns Angst einjagen konnte. 

Zu allem Überfluß kamen auch noch die Mücken dazu. Zugegeben, die gibt es auch in Hotels. Aber meine übelsten Erfahrungen mit Mücken habe ich dennoch im Urlaub gesammelt. Meine Familie war immer sehr glücklich darüber, daß keiner je gestochen wurde. Die haben sich alle an mir ausgetobt. Eines Abends haben wir auf einem Bauernhof übernachtet. Voller Stolz wurde dann, im Dunkeln mit Licht an, die Inneneinrichtung des Wohnmobils präsentiert. Währenddessen, sah ich förmlich, wie eine Armee von Mücken sich im Inneren des Busses versammelte und sich auf den Angriff vorbereitete... auf mich! Am nächsten Morgen wachte ich auf und konnte mein linkes Auge nicht öffnen. Einer der 14 Stiche, davon 9 in meinem Gesicht, landete direkt unter meinem Auge und schwoll so gewaltig an, daß mein Auge den ganzen Tag geschlossen blieb. Vom Juckreiz mal ganz abgesehen. Und wie es so schön heißt, wer den Schaden hat. Aber alle lachten natürlich nur mit mir, nicht über mich!

Eigentlich dachte ich, daß das mit den Mücken im Alter besser werden würde. Vor ein paar Jahren war ich eine Woche in Dänemark zum Kitesurfen. Übernachtet habe ich im Zelt in der Nähe der Bucht. In den ersten Nächten war es kalt und regnerisch. Als es dann sonnig und warm wurde, kamen sie: die Killermücken! Jeden Abend suchte ich mein kleines Zelt mehrfach nach Mücken ab, ich hatte ein Mückennetz und habe in Autan gebadet. Aber geholfen hat es nichts. Jede Nacht kamen 5 bis 10 Stiche hinzu. Am letzten Abend hatte mich wieder eine unterm Auge erwischt. Meine eine Gesichtshälfte schwoll dermassen an, daß man denken hätte können, daß mir einer ein Kiteboard um die Ohren gehauen hätte.

Aber, es sieht so aus als ob ich in Kalifornien doch wieder ein wenig auf den Geschmack kommen könnte. Letztes Jahr habe ich zwei Wochenenden an einem See ein paar Stunden nördlich von San Francisco verbracht. Und obwohl es unglaublich heiß war und der See völlig grün mit Algen und wir draußen übernachtet haben, ohne Zelt: kein einziger Mückenstich!! 

Thursday, June 14, 2012

Tierisches


Am Wochenende war ich mit Mira in Fort Bragg. Das ist ein
paar Stunden nördlich von San Francisco am Pazifik. Abgesehen vom Stau und einem etwas dödeligen Pickupfahrers, war allein die Fahrt dahin schon die Reise Wert. Strahlend blauer Himmel und eine wunderschöne Natur mit perfekten Straßen.

Abends kamen wir hungrig an und waren überglücklich, als wir nach einigen Enttäuschungen, unter anderem einem Diner in dem es roch als sei einer gestorben, endlich ein noch offenes und dazu noch sehr gutes Restaurant fanden. Nach gutem Essen und etwas Wein kamen wir zurück zum Hotel und trafen auf den jungen Herrn, der rechts auf dem Foto zu sehen ist. Wie auf dem Foto zu erkennen, wußte er nicht so ganz, was er tun sollte. Angriff, Flucht, oder einfach nur mal gucken, was passiert und sich dabei noch ein wenig im Kameralicht sonnen.

Aber das war nicht wirklich ein besonderes Ereignis, da ich schon ein paar Waschbären in meinem Leben gesehen habe. schließlich gibt es in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, eine amtliche Waschbärenplage.

Aber es gibt ja auch noch andere Tiere. Am nächsten Morgen bin ich früh raus und gejoggt. Nachdem ich am "Strand" in eine Sackgasse geraten war, die sich eher als "Strandtoilette" entpuppte. Wer kennt das nicht, man denkt, man hätte ein sehr abgelegenes und geschütztes Eckchen am Strand oder im Wald aufgetan und dann, entdeckt man die Taschentücher oder Klopapierfetzen... und verschwindet so schnell wie möglich wieder!

Jedenfalls bin ich hoch zur Strasse, einem Highway (Pacific Highway, oder Highway 1), vierspurig, mit etwa 65 km/h Höchstgeschwindigkeit, inmitten eines beschaulichen, kleinen Ortes... In diesem Ort bin ich dann eine Strasse herunter und die nächste wieder heraufgelaufen. Das interessante an diesen schönen Touristenorten am Pazifik ist, dass hier entweder nur ältere reiche Menschen wohnen, die es sich leisten können und nicht in die nächste Stadt zur Arbeit pendeln müssen,  oder diejenigen, die hier arbeiten. Da die Hauptarbeitgeber Hotels und Restaurants sind, handelt es sich meistens um Mexikaner. Somit erobert ein Volk so langsam aber sicher Kalifornien zurück.

Auf meinem Weg zurück, fast schon am Hotel angekommen, wurde ich fast umgehauen, vom Gestank, der von der Strasse aufstieg. Ich kenne einen ähnlichen Geruch von nahezu jeder Strassenecke in San Francisco aber letztlich ist dieser doch noch penetranter. Ein Stinktier! Und wer bislang dachte, dass ein   Gewehr oder sonstige Waffen ein wirksames Mittel gegen Stinktiere sei, dem sei gesagt: Hilft nicht, stinkt tot mindestens genauso!

Der Arme.


Friday, June 08, 2012

Keine Zeit

Etwas alt (vom September 2011), aber lesenswert.

Unglaublich, wie viel hier los ist. Mal wieder einen Tag nur auf der Couch zu verbringen, freiwillig, ohne Pläne, ohne Arbeit, ohne Streß und ohne Angst, etwas zu verpassen. Wobei, es ist gar nicht mal so sehr die Angst, etwas zu verpassen. Es gibt nur so viele Dinge zu tun, so viele Menschen zu treffen, so viele Orte zu sehen.

Samstag waren eine Freundin und ich zum Picknick auf Treasure Island. Bißchen kühl aber sonst sehr schön. Vor allem der Blick auf San Francisco und mit gaaaanz viel Glück auch die Golden Gate Bridge. Danach haben wir uns im Whirlpool wieder aufgewärmt und dabei mit einem sehr interessanten jungen Pärchen aus Wyoming unterhalten, die bei Ihren Freunden zum Grillen eingeladen waren. Am Abend sind wir sehr früh aufgebrochen um einen Tisch bei einem Spanier zu ergattern, der keine Reservierungen zulässt. Dort haben wir sehr lecker gegessen. Allerdings waren wir auch schon um acht Uhr fertig. Die Bar in der wir uns mit einem Mädel treffen wollten, das meine Freundin in der Woche zuvor in einer Galerie kennengelernt hatte, wurde erst ab 22 Uhr interessant. Somit haben wir uns in eine Bar um die Ecke begeben.

Dazu muß man sagen, daß um die Ecke in San Francisco teilweise eine recht abenteuerliche Strecke bedeuten kann. In diesem Falle ging es einen Block leicht bergab und dann einen zweiten sehr steil. Wenn jemand von Euch schon mal mit hohen Absätzen eine Treppe oder einen steilen Abhang hinuntergegangen ist, wißt Ihr wovon ich spreche. Und das nach einer Flasche Wein im Whirlpool und einer weiteren zum Essen.

Die Bar war nahezu leer. Die Kellner, die nur zur Aushilfe dort waren, um eine Wohltätigkeitsveranstaltung zu unterstützen, waren trotz der gerade mal 10 Gäste völlig überfordert. Wenn Dir ein Kellner in einer Cocktailbar sagt, das beste was er zustande bringen könnte sei ein Bier, weißt Du was Du zu erwarten hast! Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir dann unsern Drink in der Hand. Ich hatte ein wenig Probleme mit meiner Stimme, dank einer leichten Bronchitis somit entschloss ich mich dazu, schreibend mit der Freundin zu kommunizieren. Das dauert, erfordert ein gutes Auge und bei meiner Handschrift nahezu archäologische Fähigkeiten. Zum Glück kann die Freundin einwandfrei chinesisch sprechen und schreiben, somit hatte sie es nicht gar so schwer. Darüber hinaus bin ich schnelles und schlagfertiges Reagieren gewöhnt. An diesem Abend sind mindestens 5 Witze und noch mehr astreine Kalauer eines leisen, ungehörten Todes gestorben. Nicht, daß das hier ohnehin dauernd passieren würde, da sich die englische Version von so vielen deutschsprachigen Scherzen als nicht, gar nicht, oder gar gar nicht witzig erweist.

Allerdings stellte sich heraus, daß diese Art der Kommunikation zu einigem an Kommunikation mit anderen Barbesuchern führte. Die Bar hatte sich mittlerweile gut gefüllt und wir gerieten in angeregte Konversation und ich bekam fast einen Schreibkrampf. Schließlich versuche ich es mit meinem Handy. Tippen mit Wörterbuch geht schneller und läßt sich einfacher lesen. Aus welchem Grund auch immer erregte unsere Konversation Aufmerksamkeit und wir kamen ins "Gespräch" mit einigen Herren und auch Damen. Nachdem ich mit kaum hörbarer Stimme versichert hatte, dass ich weder stumm sei noch dies eine Masche, um Männer aufzureissen, musste ich nun noch schneller schreiben. Es schien ansteckend zu sein. Als einer der Herren den Stift nahm, um eine Antwort aufzuschreiben, schrieb ich zurück, dass ich zwar nicht sprechen könnte, aber durchaus nicht taub sei.

Es war definitiv einer der lustigsten Abende und am nächsten Tag ging es meiner Stimme auch um einiges besser.

Thursday, June 07, 2012

Hooked

Ich bin schon immer ganz gern Motorrad gefahren. Anfangs mitgefahren, dann lieber selbst. Nur bisher war ich nie mit Motorrad am richtigen Ort. Entweder ohne Motorrad bei meinen Eltern, wo es sich gut fahren lässt, oder mit Motorrad in Hamburg, was langweiliger nicht sein könnte. Keine Kurven, keine Hügel und der Regen macht es auch nicht besser. Zudem hatte ich nie wirklich eine Gruppe von Leuten, mit denen ich fahren konnte. Ausser einen Ex-Freund, der überall mit der Maschine hinfahren wollte. Einfach, wenn man kurze oder kaum mehr Haare hat. Ich sah immer aus wie Struwwelpeter. Darüber hinaus sehe ich in Motorradkluft und Helm aus wie ein Typ. Dank breiter Schultern und 1.74m (zu gross für San Francisco, zu klein, um Model oder professionelle Volleyballspielerin als Karriere zu verfolgen. Im Nachhinein ist Produktmanager bei Google auch viel besser).

Somit passierte es ab und zu mal, dass wir von Frauen beim Anfahren, Anhalten und Absteigen beobachtet wurden. Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass Motorradfahrer mit Helm meist attraktiver sind als ohne (ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen Motorradfahrern Es ist nur so, dass Helm, Maschine und coole Kluft die Erwartungen derart in die Luft schrauben, dass jeder, der nicht aussieht wie Hugh Jackman, automatisch als unattraktiv erscheint. Jedenfalls gab es in unserem Fall statt der üblichen Enttäuschung (ugh, so alt sah der mit Helm gar nicht aus), eine wohl ebenfalls nicht minder enttäuschende Überraschung als ich meinen Helm abnahm und die, damals noch längeren und völlig plattgedrückten Haare zum Vorschein kamen.

Gut, Spass hat es meistens dennoch gemacht. Aber nie so viel wie hier. Seit letztem Wochenende bin ich für immer und voll und ganz dem Motorradfahren verfallen. Präziser, dem Motorradfahren in Kalifornien. Unglaublich. Wunderschöne, einsame, gut ausgebaute, kurvige Strassen für all Level. Mit Meerblick, Redwoods, Ausblicken, die einem den Atem nehmen, Millionen von Fliegen, die an meiner weissen Lederjacken und meinen Boots zerschellen und mich aussehen lassen, als hätte jemand auf mich gekotzt, Sonne, Wärme, kalte Winde, kurz, allem, was das Motorradfahrerherz begehrt.

Darueber hinaus benimmt sich meine Ducati gerade vorbildhaft. Abgesehen von ein paar Zicken beim Schalten schnurrt sie wie ein Kätzchen (eher, ein ausgewachsener Tiger), nimmt jede Kurve mit fast noch mehr Spass und Schwung als ich und, im Gegensatz zu meiner alten Suzuki Bandit, springt sie jedes Mal ohne Probleme an. Auch wenn ich mal ein bis zwei Wochen nicht gefahren bin. Zunächst dachte ich, dass sie zu unbequem sei für längere Touren, aber auch das stimmt nicht. Je mehr ich fahre, desto bessere Freunden werden ihr Sitz und mein Hintern :-).

Vielleicht habe ich endlich gefunden, wonach ich so lange gesucht habe. Eine Leidenschaft. Etwas, dass mich alles andere vergessen lässt. Ein "Hobby". Wobei ich Leidenschaft bevorzuge. Wenn ich nicht fahren kann, besonders dann, wenn ich zum Beispiel eine besonders schöne Strecke im Auto zurücklegen muss, ertappe ich mich dabei, dass ich mich in die Kurven lege, meine Beine sich anspannen, als ob sie sich näher an das nicht vorhandene Motorrad pressen wollten. Ich vermisse es, zu fahren. Jede Minute, die ich nicht auf der Maschine sitze. Wroooom!