Monday, July 25, 2011

Auf heißen Kohlen...


Nun hab ich endlich das Motorrad gefunden, das ich haben wollte und es auch gekauft. Und jetzt muß ich mindestens noch zwei Wochen warten, bis ich es endlich fahren darf.

Wie in einem früheren Eintrag erwähnt, verlangt der Staat Kalifornien von jedem, der sich hier länger als drei Monate aufhält und noch in keinem anderen Staat der USA einen Führerschein erworben hat, eine schriftliche und praktische Führerscheinprüfung. Die Autoprüfung war ein Klacks aber da ich seit einigen Jahren kein Motorrad mehr gefahren bin, habe ich mir hier für einen Kurs angemeldet. Dieser ist sowohl für Anfänger, als auch für Abstinenzler, die es dann doch nicht lassen können. Nach diesem Kurs muß man dann nicht noch einmal zur offiziellen Prüfung, sondern bekommt den Führerschein gegen die Kursbescheinigung ausgehändigt. Nun ja, der Kurs beinhaltet natürlich auch eine Prüfung.

Diese Kurse sind über Wochen hinaus ausgebucht. Fragt sich, ob das am Wetter liegt, einem Mangel an guten Fahrschulen oder der Dämlichkeit der Schüler. Insgesamt 2 Stunden Theorie und 10 Stunden Praxis ist schon ein Klacks. Mein Motorradführerschein in Deutschland hat 1996 2.300 DM gekostet. Der Unterhaltungswert des Lehrer macht sicherlich etwa 20% davon aus. Wer mag es nicht, über Helmmikrophon bepöbelt zu werden, ohne die Möglichkeit, etwas zu erwidern.

Jedenfalls hab ich meinen Kurs erst in der ersten Augustwoche und dann wird es sicherlich auch noch einmal zwei bis drei Wochen dauern, bis der Führerschein da ist.

Aber warum kümmert mich das? Wo ich doch einen europäischen Führerschein und mit dem bestehen des schriftlichen Test auch eine Lizenz zum Üben habe (für manche equivalent mit der Lizenz zum Töten. Sich selbst, andere, oder nur das arme Karnickel, das einem grad über den Weg läuft)?

Nun ja, eine Versicherung ist auch notwendig. Und da man fürs Jahr abschließt und sie extrem viel günstiger ist, wenn man die Fahrschule absolviert hat, muß ich in den sauren Apfel beißen und erst mal auf den heißen Kohlen sitzenbleiben. Ohne den dazu passenden Ofen.

Wednesday, July 13, 2011

Tage wie dieser...

Puh, was ein Tag gestern. Streß bei der Arbeit, weil wieder jeder mitmischen muß und mein Technischer Leiter und ich das nicht allein machen dürfen. Jetzt sind wieder all, die wußten, was sie tun sollten, völlig verwirrt und ich muß wieder Stunden damit verbringen, alle zu beruhigen. Und mal wieder zum x-ten Mal das selbe erzählen. Und da soll man nicht verrückt werden! Jedenfalls haben wir eine Session gehabt, um unsere neue Benutzeroberfläche Unwissenden vorzustellen, um deren Meinung einzuholen (haha, in Englisch hätte ich einfach UI Review geschrieben). Es gab zig Diskussionen, mein Chef ist wieder völlig aus dem Häuschen und zu allem Überfluß mußte ich pünktlich um fünf los, einen Motorradhelm kaufen. Der Laden machte um sieben zu und zwischen halb fünf und halb sieben ist der Freeway meistens gesteckt voll. Dann gabs Stau, in den der Busfahren direkt reingefahren ist und ich bin erst um zwanzig vor sieben im Laden gewesen. Helm und Hose gekauft!

Blöderweise bin ich dann, mit Karton, Tüte und schwerer Handtasche, die falsche Straße lang gelaufen, und hab die Bushaltestelle nicht gefunden. Klaro, daß man in einer Einbahnstraße gegen die Fahrtrichtung keine Bushaltestelle findet. Zum Glück kam nach 15 Minuten ein Taxi. Vor der Haustür hab ich dann festgestellt, dass der Schlüssel in der in aller Eile im Büro gelassenen Jacke war. 70km entfernt... Eine meiner Kollegin aus Hamburg, die gerade zum Austausch in San Francisco ist, wohnt um die Ecke. Allerdings ging sie nicht an ihr Handy und schrieb nur kurz zurück, sie hätte ein Date und ihr Handyakku sei leer, so konnte sie mir weder ihre Appartment- noch die Handynummer ihrer Mitbewohnerin nennen. Meine Kollegin Mira aus San Francisco, mit der ich mich um halb zehn treffen wollte, war bis halb zehn im Kino. Zwei andere Kollegen meldeten sich nicht gleich zurück und eine andere Kollegin aus Hamburg, die ebenfalls zum Austausch hier ist und auch um die Ecke wohnte, hat auch nicht gleich auf meine E-Mail geantwortet. (So erstaunlich, wie das klingt, aber ich habe hier mehr Bekannte in der Nachbarschaft wohnen, als in Hamburg. Allerdings hätte ich in Hamburg innerhalb von 45 Minuten zurück ins Büro und wieder heim fahren können.) Die Hausverwaltung hatte schon zu, was die Wohnungsöffnung erheblich verteuert hätte...

Also stand ich eine Weile in der Kälte, da ohne Jacke. Schließlich machte ich mich auf den Weg in ein Café um die Ecke. Als ich mein heißes Getränk in der Hand hatte, hat sich die zweite Kollegin gemeldet. Sie sei noch kurz zu Hause und ich könne vorbeikommen. Kaffee und Sandwich auf To Go umbestellt und losgestiefelt. Die Süße! Ich wollte nur kurz Helm und Hose und zwei Kaffeebecher (den einen hatte ich am Tag zuvor im Büro vergessen, so daß ich heute den Hello Kitty Becher nehmen musste) bei ihr deponieren. Aber sie hat mich dann mit Zahnbürste, Make Up, Make Up Entferner, einem Ausgehshirt (dann hab ich morgen wenigstens nicht exakt die selben Sachen bei der Arbeit an wie heute. Sowas führt immer nur zu unnötigen Gerüchten), einer Jacke, einem Bier und einer warmen Wohnung versorgt. Sehr lieb! Damit war die Welt dann erst Mal wieder in Ordnung. Mittlerweile hatte sich auch ein anderer Kollege gemeldet, der zu Hause war und bei dem ich den nächsten Zwischenstopp einlegen wollte. Allerdings hat sich der Freund meiner Kollegin, der mich dort abliefern wollte derart verspätet, daß ich nicht nur mein Bier austrinken konnte, sondern auch direkt los mußte, um meine Kollegin zu treffen. Dem Kollegen abgesagt, Bus verpasst, zig Taxen an mir vorbeibrausen gesehen und mit fiesen Blasen an den Füßen, da neue Schuhe, hab ich dann nach einem längeren Fußmarsch schliesslich Taxi gefunden und bin ab in die Bar. Die Bekannte meiner Kollegin, eine Ex-Freundin eines unserer Kollegen (ich nenne sie mal M.), war schon recht angetrunken und hat uns zugelabert.

Puh! Sie wurde immer betrunkener und immer schräger. Ich kann dann ja auch immer so schlecht Interesse und Freude am Erzählten vortäuschen. Aber in ihrem Zustand fiel ihr das nicht weiter auf.

In der Zwischenzeit hatte ein Typ vom anderen Ende der Bar mit mir Blickkontakt aufgenommen. Nun ja, er hat geguckt, ich hab zurück geguckt, er hat gelächelt, ich hab zurück gelächelt, und ich hab weggeguckt. Wie das eben so ist, wenn man wie ich flirtbehindert ist. M. war mittlerweile fast Out of Order und wir mußten unsere Gläser vor ihr in Sicherheit bringen. Obwohl diese noch halb voll waren (gut festgehalten und beschützt), beschlossen wir, M. nach Hause zu bringen. Die war mittlerweile kaum noch in der Lage, zu stehen, da wollten wir sie nicht einem verrückten (oder armen?) Taxifahrer anvertrauen oder allein einen Kilometer nach Hause stolpern (fallen) lassen. Da traf ich den, fatalen? cleveren? mutigen? bescheuerten? Entschluss, dem Typ meine Nummer dazulassen. Sowas hab ich das letzte Mal mit zwanzig gemacht, soweit ich mich erinnern kann. Wenn überhaupt. Ich fand ein schon beschriebenes Post it (soll ja nicht zu dringend wirken), einen lila Stift (gehts noch schlimmer?!), schrieb die Nummer auf und ging zur Toilette. Auf dem Rückweg ging ich bei ihm vorbei, tippte ihm auf die Schulter, schob ihm unter dem erstaunten Blick des Kellners, mit dem er sich gerade unterhielt, den Zettel zu und sagte: "Wir müssen jetzt unsere betrunkene Freundin heimbringen, aber wenn Du Dich melden willst...", und ging. Mira meinte, er hätte sehr beeindruckt und wohlwollend nachgeblickt. Ich glaube ja eher er war erschrocken. Ich musste nur raus aus dem Laden!

Nun ja. Draussen hing M. dann erst an meinem Hals und dann an Miras. Sagte uns, wie toll wir seien und jede Menge "I love yous". Wir packten sie ins Taxi und bekamen mit Ach und Krach ihre Adresse ausihr raus. Blöderweise haben wir dem Fahrer zwei Strassennamen genannt, die sich nicht kreuzten, sondern parallel verliefen. Was er uns aber erst mitteilte, als wir schon am Ende der einen Straße und 6 $ angekommen waren. M. hatte einen recht komischen Gesichtsausdruck und ich flehte im Stillen: "Bitte, lass sie nicht auf meine Hose kotzen! Ich hab doch nur die eine und muss dann morgen damit ins Büro!". Mira und ihr Verlobter sind beide größer als ich. Das hätte bestimmt sehr lustig ausgesehen und zu noch mehr Gerüchten geführt, wenn ich in einer zu großen Hose im Büro erschiene wäre. Gerade wo ich doch heute zwei Termine mit meinem aufgeregten Chef hab.

Und zum Glück wurde ich erhört. Wir stiegen aus und fanden mit Hilfe des freundlichen Gemüseladenmanns an der Ecke das richtige Haus. Mira versuchte noch eine Weile, den Alkohol aus M.s Körper zu holen. Aber, wie glücklicherweise schon im Taxi bewiesen, war sie nicht der Typ, der vom Alkohol kotzt! Wir brachten sie ins Bett und hoffen nun, daß sie auch ohne stabile Seitenlage bis morgen überlebt. Wo doch überall unsere Fingerabdrücke waren. Allerdings hab ich noch nie was von CSI San Francisco gehört. Somit sollten wir aus dem Schneider sein.

Schließlich lag ich auf Mira's Couch, hab mittlerweile schon ne SMS von dem Herrn aus der Weinbar bekommen und überlegte mir, was ich meinen Kollegen heute erzähle, wenn sie mich fragen, warum ich die selben Klamotten anhabe wie gestern. Und ich freu mich darüber, Freunde zu haben.

Ach so. Eine Ducati will ich mir diese Woche kaufen! Damit fing das ganze Theater an..

Thursday, July 07, 2011

Fruchtbarkeitstänze und weshalb Vati stolz auf mich ist...

Nicht, daß nicht ausreichend passiert wäre, seitdem ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Ich habe zwei Ausflüge unternommen. Zum einen ging es mit dem Club der jungen Skandinavier zum Clear Lake, einem große und recht hübschen See etwa 250km nördlich von San Francisco. Zum anderen habe ich ein Wochenende in Vancouver verbracht.

Nun werden sich einige von Euch fragen "Club der jungen Skandinavier? Klingt ganz nach Eva...!" Ich kann Euch förmlich denken hören!! Haha. Nein, kein Sauna oder Swinger Club, keine Versammlung junger, williger Schweden, die sich von reifen Frauen aushalten lassen. Nichts, um Eure schmutzige Phantasie zu befriedigen. Es handelt sich um einen mittlerweile über 50 Jahre bestehenden Verein, der Skandinaviern und deren Groupies (lese: ich) in der Fremde ermöglicht solch schöne Dinge wie Midsommar zu feiern (für die von Euch die das nur im Zusammenhang mit Ikea kennen, googelt es mal).

Und wie zum Teufel bin ich an den geraten? Nun ja, auf die übliche Art, denke ich. Betrunken beim Ausgehen über einen jungen Dänen gestolpert, der sich meine Telefonnummer notiert und mich dann zu den Vereinsveranstaltungen eingeladen hat. Auch wenn ich ihm aufgrund seiner überaus charmanten Art eigentlich gleich am Anfang eine scheuern hätte sollen.

"You are from Germany? Really? How come, you are so funny and not boring?" Sweet. Immerhin war er um einiges offener als einer seiner Landsmänner in Dänemark, der mich auf der Tanzfläche stehen ließ, nachdem ich ihm, auf Englisch, gesagt hatte, daß ich aus Deutschland komme.

Nun gut. Fremdes Land, begrenzter Freundeskreis, da schaut man da schon Mal drüber hinweg. Und erhält als Dank eine Einladung zum Midsommar Wochenende an den Clear Lake. Nun denn. So schön Spontaneität auch ist, sicher ist sicher. Auto gemietet, Hotel in der Nähe gesucht und gebucht. Im Auto war genug Platz und die Strecke war lang, somit hab ich mich dann als Fahrgelegenheit für zwei weitere Personen angeboten. Die gab es dann auch. Nach einigem telefonischen Hin und Her und dem Fast-gegen-die-Wand-Wurf meines Telefons hatten wirs dann fertig organisiert.

Am nächsten Tag wurde als erstes der SUV abgeholt, auf die Karte geguckt und dann ging es auf, den ersten Mitfahrer abzuholen. 20th Street hoch, bis zur Kreuzung mit der D Street. Hochgefahren bis zum Ende der 20th. Keine D Street. Hm, vielleicht vorbeigefahren? Wieder runter. Keine D Street. Wieder hoch. Immer noch nicht. Verdammt. Nach einem kurzen Anruf wurde mir dann klar, daß meine Art der Orientierung in San Francisco nicht so gut funktioniert. Die D Street hörte nach der 18th Street auf. Ging gar nicht bis zur 20th. Und selbst mit dem coolen SUV hätte ich die Treppe zwischen 18th und 20th nicht gepackt.

Zwei Personen abgeholt und ca. 3.5 Stunden bis zum See gebraucht. Der war wirklich sehr schön. Ich habs auch noch gerade so zum Check im Hotel geschafft. Die hatten tatsächlich nur bis 21 Uhr auf. Und dann gings wieder zurück zum Haus der jungen Skandinavier. Die waren dann auch zum Teil älter als erwartet und alle unwahrscheinlich freundlich.

Der nächste Tag, sonnig und warm, wie erwartet. Es wurde auf dem Steg herumgelegen, sich im Schatten vom Kater erholt und dank des hauseigenen Bootes, konnte ich zweimal Wakeboard fahren. Langsam verstehe ich, warum so viele Leute Snowboard oder Wakeboard fahren. Auch wenn man sich abends fühlt, als wäre man nach Strich und Faden verprügelt worden, sieht man sehr schnell Fortschritte. Mittlerweile hab ich das Gefühl, daß nicht mehr das Brett bestimmt, was ich tue (heißt: mich ordentlich auf die Fresse packen), sondern andersherum. Nach einem unabsichtlichen Sprung, der überraschenderweise nicht mit einem Sturz endete, versuchte ich noch ein paar absichtliche. Nicht alle endeten so glücklich, aber dennoch haben sich die zwei Sets gelohnt und ich hatte viel Spaß.

Am Abend wurde dann das Sommersonnenwendefest zelebriert, indem die schwedischen, unverheirateten Mädels singend und mit Blumenkränzen im Haar um einen Fruchtbarkeitsbaum tanzten. Wunderschön. Auch wenn ich Blumen sehr gern mag, einen Blumenkranz im Haar? Nein, das bin nicht ich. Ich habe mich in der Zwischenzeit um die 16 halben Lachse gekümmert, die gemeinsam mit Fleischbällchen und einer riesigen Gemüsepfanne (lies: ca. 8 Pfannen voll) den 80 Personen zum Abendessen dienen sollte. Wie üblich, und mir unerklärlich, gab es wieder einen jungen Mann beim Küchendienst, der alle 5 Minuten neben mir stand und mich fragte, was er denn nun tun sollte. Was auch immer ich getan habe, um in einer solchen Rolle zu enden, ich wünschte, jemand hätte mir gesagt, ich solle es nicht tun...

Als zum Ende des Kochens das Wasser ausfiel, war ich sehr stolz auf mich, daß ich ein Hotel gebucht hatte. Mit fließend Wasser, um jegliche Fischreste von mir abzuspülen. Natürlich wird auch mein Vati stolz auf mich sein, daß ich nicht einfach blind mit der Horde Wikinger zum "Unterm freien Himmel Schlafen" hingelegt habe, sondern brav in mein 10 km entferntes, abschließbares Hotelzimmer gefahren bin. Ab einem gewissen Alter ist der Schlaf einfach wichtiger als Saufgelage.