Sunday, September 14, 2014

Verstopft

Schreiben. Schreiben hilft. Wer schreibt, der bleibt. Schreiben mit der Hand soll auch besser sein, als Tippen. Bei beiden habe ich das gleiche Problem. Da ist so viel in meinem Kopf, das rauswill und ich denke so viel schneller, als ich schreibe. So sitze ich da mit meinem Notizbuch und Kugelschreiber und schreibe und schreibe in dieser unglaublich schlechten Handschrift. Meine Finger verkrampfen sich während die Worte sich am Ausgang drängeln. Hunderte, tausende, wollen gleichzeitig hinaus, wo doch nur eines zur Zeit Platz hat. Herauskommt Unsinn, nahezu unlesbares Geplapper. Schneller und schneller bewegen sich meine Finger, um Wort um Wort auf dem Papier unterzubringen. Zu viele und zu schnell, um sie in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Oder gar, um sie in einer lesbaren Schrift aufzuschreiben. Doch langsam, nach mehreren Seiten voller unlesbarem Unsinn, verlangsamt sich der Strom. Die Panik vor dem Ausgang hat sich gelegt. Man hat festgestellt, dass jeder hinauskommt. Irgendwann. Und wenn Du einen guten Platz ergattern möchtest, neben Freunden, bekannten, oder der Schnitte da drüben, und nicht völlig zerknittert und schlecht angezogen enden möchtest, dann solltest Du geduldig warten, bist Du an der Reihe bist. Nur so kann ich jedes Wort an seinen richtigen Platz schreiben. Dort wo es hingehört. Wo es sich wohl fühlt und vom Leser verstanden und freudig aufgenommen wird. Langsam lichtet sich das Chaos. Wort für Wort wird an den für es vorgesehenen Ort geschrieben. Harmonie und Ruhe und sogar leichte Euphorie tritt ein. Nachbarn unterhalten sich freudig und angeregt miteinander. Scheue verliebte Blicke werden ausgetauscht. Alte Freunde sind nach langer Zeit endlich wieder vereint. Zärtlichkeiten werden ausgetauscht und manchen Paaren wird gar nahegelegt, sich doch ein Zimmer zu nehmen. Endlich ergibt alles einen Sinn. Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort, Satz für Satz und Seite um Seite entsteht eine Geschichte. Hin und wieder findet sich doch mal jemand an der falschen Stelle wieder, aber das schadet dem Gesamtbild keineswegs. Im Gegenteil, es sorgt für Spannung, Abwechslung und überraschenden Wendungen. Und mittlerweile ist es am Ausgang ruhig geworden. Einzelne Nachzügler erscheinen verspätet und werden vom Platzanweiser im Dunkeln zu ihrem Sitz gebracht. Und schließlich ist die Vorstellung geschlossen und kann endlich beginnen.

Die verkrampfte Hand kann sich endlich entspannend. Und der Kopf ist wieder frei und ruhig und in der Lage, sich auf das Leben zu konzentrieren.