Saturday, August 13, 2011

Geist(er)los in Chinatown


Vor ein paar Wochen habe ich für 12 Dollar das Stück zwei Gutscheine für eine Geistertour durch Chinatown erstanden. Gruselig ist es dort ja schon tagsüber. Tausende von schlecht gekleideten und grausam langsam laufenden Touristen, die sich durch die Hauptstraße und die Souvenirläden drängen. Mit der Hoffnung, ein paar stilvollere Gruselgestalten zu treffen, begab ich mich mit Mira zum vereinbarten Treffpunkt, einem Restaurant inmitten von Chinatown. Dort aßen wir zunächst zu Abend. Ich weiß nicht genau, warum ich immer wieder Krebse bestelle... Auch wenn sie unglaublich lecker sind, man wird nicht satt, es dauert Stunden und danach sieht man aus, als hätte man sich eine Stunde in Currysoße gewälzt. Und man riecht auch so. Angesichts des chinesischen Horrors, der uns erwartete, waren gelbe Hände vielleicht auch nicht das schlechteste...

Unsere Führerin zählte erst einmal all chinesischen Tierkreiszeichen und deren gute Eigenschaften auf. Hahn, Schaf, Hase, Tiger und so weiter. Gar nicht gruselig. Bevor die Tour losging bekam jeder eine Packung Knallfrösche. Angeblich vertreiben die böse Geister und sollen die chinesischen Nachbarn beruhigen, die argwöhnisch auf die Geistertour reagieren. Ein ständiges Knallen abends vor ihrem Fenster scheint sie weniger zu stören, als gelegentliche Geistererscheinungen.


Langweilig wurde es nicht, da die Dame ihre Geschichten in- und auswendig kannte und sehr gut erzählen konnte. So wie die Geschichte des ehemaligen Freudenmädchens, das einen Schuhmacher heiratete, der in den Krieg mußte, dort starb und sie mit einem gebrochenen Herzen zurück ließ. An dem sie schließlich zugrunde ging. Sie soll immer noch ab und zu an ihrem Fenster erscheinen. Vielleicht sehr Ihr sie ja auf dem Foto links. Zugegeben, in den dunklen und engen Gassen bekommt man angesichts dieser Geschichten schon ein bißchen Gänsehaut.

Weiter ging es zum Haus eines hochrangingen Mitglieds einer Triade, dem "Shrimp Boy". Ich weiß nicht, wie Ihr das seht, aber das klingt nicht gerade nach einem eindrucksvollen und furchteinflößendem Namen. Ich denke bei dem Namen eher an einen Charakter aus Spongebob. Klein, rosa, schleimig und nach Fisch riechend. Aber wie jeder aus der Wirtschafts-, Unterhaltungs- und Politikszene weiß, muß man kein großes und elegantes Tier sein, um ein hohes Tier zu werden.

Tour beendet, kein Geist. Aber die 12 Dollars war es allemal wert.






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