Thursday, July 07, 2011

Fruchtbarkeitstänze und weshalb Vati stolz auf mich ist...

Nicht, daß nicht ausreichend passiert wäre, seitdem ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Ich habe zwei Ausflüge unternommen. Zum einen ging es mit dem Club der jungen Skandinavier zum Clear Lake, einem große und recht hübschen See etwa 250km nördlich von San Francisco. Zum anderen habe ich ein Wochenende in Vancouver verbracht.

Nun werden sich einige von Euch fragen "Club der jungen Skandinavier? Klingt ganz nach Eva...!" Ich kann Euch förmlich denken hören!! Haha. Nein, kein Sauna oder Swinger Club, keine Versammlung junger, williger Schweden, die sich von reifen Frauen aushalten lassen. Nichts, um Eure schmutzige Phantasie zu befriedigen. Es handelt sich um einen mittlerweile über 50 Jahre bestehenden Verein, der Skandinaviern und deren Groupies (lese: ich) in der Fremde ermöglicht solch schöne Dinge wie Midsommar zu feiern (für die von Euch die das nur im Zusammenhang mit Ikea kennen, googelt es mal).

Und wie zum Teufel bin ich an den geraten? Nun ja, auf die übliche Art, denke ich. Betrunken beim Ausgehen über einen jungen Dänen gestolpert, der sich meine Telefonnummer notiert und mich dann zu den Vereinsveranstaltungen eingeladen hat. Auch wenn ich ihm aufgrund seiner überaus charmanten Art eigentlich gleich am Anfang eine scheuern hätte sollen.

"You are from Germany? Really? How come, you are so funny and not boring?" Sweet. Immerhin war er um einiges offener als einer seiner Landsmänner in Dänemark, der mich auf der Tanzfläche stehen ließ, nachdem ich ihm, auf Englisch, gesagt hatte, daß ich aus Deutschland komme.

Nun gut. Fremdes Land, begrenzter Freundeskreis, da schaut man da schon Mal drüber hinweg. Und erhält als Dank eine Einladung zum Midsommar Wochenende an den Clear Lake. Nun denn. So schön Spontaneität auch ist, sicher ist sicher. Auto gemietet, Hotel in der Nähe gesucht und gebucht. Im Auto war genug Platz und die Strecke war lang, somit hab ich mich dann als Fahrgelegenheit für zwei weitere Personen angeboten. Die gab es dann auch. Nach einigem telefonischen Hin und Her und dem Fast-gegen-die-Wand-Wurf meines Telefons hatten wirs dann fertig organisiert.

Am nächsten Tag wurde als erstes der SUV abgeholt, auf die Karte geguckt und dann ging es auf, den ersten Mitfahrer abzuholen. 20th Street hoch, bis zur Kreuzung mit der D Street. Hochgefahren bis zum Ende der 20th. Keine D Street. Hm, vielleicht vorbeigefahren? Wieder runter. Keine D Street. Wieder hoch. Immer noch nicht. Verdammt. Nach einem kurzen Anruf wurde mir dann klar, daß meine Art der Orientierung in San Francisco nicht so gut funktioniert. Die D Street hörte nach der 18th Street auf. Ging gar nicht bis zur 20th. Und selbst mit dem coolen SUV hätte ich die Treppe zwischen 18th und 20th nicht gepackt.

Zwei Personen abgeholt und ca. 3.5 Stunden bis zum See gebraucht. Der war wirklich sehr schön. Ich habs auch noch gerade so zum Check im Hotel geschafft. Die hatten tatsächlich nur bis 21 Uhr auf. Und dann gings wieder zurück zum Haus der jungen Skandinavier. Die waren dann auch zum Teil älter als erwartet und alle unwahrscheinlich freundlich.

Der nächste Tag, sonnig und warm, wie erwartet. Es wurde auf dem Steg herumgelegen, sich im Schatten vom Kater erholt und dank des hauseigenen Bootes, konnte ich zweimal Wakeboard fahren. Langsam verstehe ich, warum so viele Leute Snowboard oder Wakeboard fahren. Auch wenn man sich abends fühlt, als wäre man nach Strich und Faden verprügelt worden, sieht man sehr schnell Fortschritte. Mittlerweile hab ich das Gefühl, daß nicht mehr das Brett bestimmt, was ich tue (heißt: mich ordentlich auf die Fresse packen), sondern andersherum. Nach einem unabsichtlichen Sprung, der überraschenderweise nicht mit einem Sturz endete, versuchte ich noch ein paar absichtliche. Nicht alle endeten so glücklich, aber dennoch haben sich die zwei Sets gelohnt und ich hatte viel Spaß.

Am Abend wurde dann das Sommersonnenwendefest zelebriert, indem die schwedischen, unverheirateten Mädels singend und mit Blumenkränzen im Haar um einen Fruchtbarkeitsbaum tanzten. Wunderschön. Auch wenn ich Blumen sehr gern mag, einen Blumenkranz im Haar? Nein, das bin nicht ich. Ich habe mich in der Zwischenzeit um die 16 halben Lachse gekümmert, die gemeinsam mit Fleischbällchen und einer riesigen Gemüsepfanne (lies: ca. 8 Pfannen voll) den 80 Personen zum Abendessen dienen sollte. Wie üblich, und mir unerklärlich, gab es wieder einen jungen Mann beim Küchendienst, der alle 5 Minuten neben mir stand und mich fragte, was er denn nun tun sollte. Was auch immer ich getan habe, um in einer solchen Rolle zu enden, ich wünschte, jemand hätte mir gesagt, ich solle es nicht tun...

Als zum Ende des Kochens das Wasser ausfiel, war ich sehr stolz auf mich, daß ich ein Hotel gebucht hatte. Mit fließend Wasser, um jegliche Fischreste von mir abzuspülen. Natürlich wird auch mein Vati stolz auf mich sein, daß ich nicht einfach blind mit der Horde Wikinger zum "Unterm freien Himmel Schlafen" hingelegt habe, sondern brav in mein 10 km entferntes, abschließbares Hotelzimmer gefahren bin. Ab einem gewissen Alter ist der Schlaf einfach wichtiger als Saufgelage.

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