Monday, May 07, 2012

Aus der Reihe: Hätte ich das nur eher gewußt...



Ich bin nichts besonderes. Das, was ich denke, meine Zweifel an mir selbst, das gleiche geht in Millionen anderer Köpfe vor. Die Realisierung dieser Tatsache hat mich wohl weiter gebracht als jede andere Einzelheit, die ich je in meinem Leben gelernt habe. Ich bin lediglich eine dieser Ameisen, die auf dem Hügel herumkrabbeln. Alles rennt an mir vorbei, ohne weiter Notiz von mir zu nehmen. Alle haben die gleichen Gedanken, die mir auch durch den Kopf gehen: Was denken die anderen von mir, sitzen meine Haare, macht die Hose mich fett, dieser Pickel auf meiner Stirn (der sich riesig anfühlt, den aber ausser mir niemand bemerkt), jeder sieht doch, wie unsicher ich bin die der jeweiligen Situation. Blödsinn. Jeder, dem man täglich auf der Strasse begegnet, ist mit ähnlichen Gedanken beschäftigt und wird mich sicherlich nicht lange genug ansehen, um die winzige Hautunreinheit auf meiner Stirn zu bemerken, die sich für mich anfühlt, als wäre sie so gross wie mein Kopf! Ich bin mir bewußt, daß Ameisen weder Jeans tragen, Haare haben und höchstwahrscheinlich haben sie auch keine Hautunreinheiten...

Sobald ich begriffen hatte, daß ich nicht der Mittelpunkt der Welt war, wurde mein Leben so unglaublich viel einfacher, leichter. Wenn jeder mit sich selbst beschäftigt ist, und damit, wie er auf andere wirkt, hat niemand Zeit, sich mit anderen, somit mit mir zu beschäftigen. Somit kann ich völlig unbeobachtet durch die Welt gehen. Ungewaschen, schlecht bekleidet, nackt. Es interessiert keine Sau! Was eine Erleichterung!

Einen Schritt weiter gehend. Niemanden kümmert es, wenn ich meine Bedürfnisse anmelde und durchzusetzen versuche. Herr Busfahrer, könnten sie vielleicht ausnahmsweise einmal zwischen den Haltestellen anhalten… Höchstwahrscheinlich bemerkt das nicht einmal jemand, dass der Bus anhält, wenn er gar nicht anhalten sollte. Zugegeben, abgesehen von unserem Shuttle Bus ist das anhalten zwischen den Haltestellen nicht notwendig, da es in den USA alle hundert Meter eine Haltestelle gibt… Sonst müsste man ja zu weit laufen. Und dann würden noch weniger Menschen Busse und Bahnen nutzen.

Ok, um wieder auf das ursprüngliche Thema zurück zu kommen: Mich! Je mehr ich mich näher mit Menschen beschäftige, desto mehr realisiere ich wie wenig sie sich für andere als sich selbst interessieren. Je mehr Fragen man stellt, desto weniger Fragen bekommt man gestellt. All diese Sprüche:

Jeder ist sich selbst am nächsten
Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht

Sind wahr und sehr hilfreich. Keine Sau interessiert sich für jemand anderen als für sich selbst. Wie viel entspannter kann man durch die Welt gehen, wenn einem das klar geworden ist! 

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