Saturday, December 29, 2012

Viel zu gefährlich

Dieser Blogpost ist definitiv völlig egoistisch. Ich hab diese Konversation schon so häufig führen müssen, daß ich es einfacher finde, einen Link zu verschicken. Ein bißchen wie bei der Arbeit. Ich investiere lieber ein paar Stunden in ein Trainingvideo als zum hundertsten Mal dieselbe Frage beantworten zu müssen. 

Also, warum fahre ich Motorrad, wo das doch soooo gefährlich ist?

Alle paar Minuten stirbt ein Motorradfahrer oder wird schwer verletzt. Motorradfahrer haben keine Knautschzone, werden ständig übersehen und sind einfach die schwächeren wenn es zu Kollisionen mit anderen motorisierten Verkehrsteilnehmern kommt. Und dennoch, ich fahre weiterhin Motorrad.

Es ist wahr, keine Knautschzone. Der Helm, die Handschuhe, Jacke und Hose die gut gepolstert sind und mir regelmäßig bewundernde Blicke von Frauen einbringen, ist das einzige, was zwischen Asphalt und mir liegt. Autofahrer sind meistens mit anderen Dingen beschäftigt, als mit Autofahren. Lesen, Radiohören, SMS schreiben oder Lesen, den Weg auf Google Maps finden, Telefonieren, Schlafen, Essen, Rauchen, etc. Und darüberhinaus sind sie in den USA noch nicht mal anständig ausgebildet. Nicht jedes Land verlangt Unsummen von seinen Bürgern, um ein Auto bedienen und auf unschuldige Passanten und Motorradfahrer losgelassen werden zu dürfen... Allerdings sind sie hier um einiges netter und rücksichtsvoller. Wenn sie Dich sehen...

Und dennoch. Trotz all der Gefahren, trotz der 98%igen Wahrscheinlichkeit, zu Tode zu kommen, trotz der so unglaublich unvorteilhaften Kleidung, die die breiten Schultern noch breiter und den dicken Hintern noch dicker macht, dennoch fahre ich weiterhin Motorrad.

Wenn ich es erst einmal geschafft habe, mich in Hose, Stiefel, Jacke, Handschuhe und Helm zu zwängen und die Maschine warm genug ist, um nicht an der nächsten Ampel wieder abzusaufen, wenn sie schnurrt, vibriert und sich anfühlt, als ob sie es kaum erwarten könnte, endlich auf den Freeway zu kommen, um sich auszutoben, wenn sie auf jede noch so kleine Bewegung von mir reagiert, sich in die Kurven legt, aufrichtet, mit Leichtigkeit so schnell wird, kleine Bocksprünge vor lauter Freude und Übermut zu machen scheint, die kalifornischen Highways entlang sprintet, als hätte sie nie etwas anderes getan. Dann gibt es nicht viel, was mich glücklicher macht. Das gleiche gilt für sie. So albern das klingt. Aber es ist einfach zu erkennen, ob ihr eine Strecke gefällt oder nicht. Sie mag nicht durch die Stadt fahren und an jeder Ampel halten (von grüner Welle hat hier noch niemand etwas gehört). Sie liebt kurvige Highways mit schnellen, geraden Abschnitten zwischendrin. Sie liebt es, schnell über den Freeway zu fahren. Wobei 160 km/h für sie nicht schnell sind. Für mich schon, angesichts der Fahrkünste der anderen Autofahrer und der Tatsache, daß hier immer Verkehr ist!

Darüber hinaus gibt es in Kalifornien so viele Straßen, die perfekt zum Motorradfahren sind aber auf denen Dir über Stunden hinweg kein Auto entgegenkommt. Ab und zu mal ein Reh, ein Eichhörnchen und jede Menge Insekten. Aber kein Auto. Das gefährlichste, abgesehen von den Kurven, ist die atemberaubende Natur. Man sollte sich nicht zu oft nach Redwoods oder einem weiteren tränenverursachenden Ausblick auf den Pazifik umdrehen. Immer schön den Blick auf die Straße!

Das ist ein weiterer Grund, weshalb ich so gern Motorrad fahre. Wenn ich fahre, denke ich an nichts anderes, als an die Straße und das Motorrad. Da ist kein Platz. Jede Ablenkung kann fatale Folgen haben. Somit ist es ähnlich wie Yoga oder Wakeboarding. Volle Konzentration. Kein Gedanke an die Arbeit oder alles andere, was sonst in meinem Leben passier. Straße, Autos, Wildwechsel, Maschine. Nichts anderes. 

Versuchs mal :-).

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