Tuesday, February 14, 2012

Bali

Erst am Gate in Singapur habe ich mit Erschrecken festgestellt, daß es sich bei dem Flug ja um einen Touristenflug in ein Ferienparadies handelte. Ich bin wohl ein bißchen verwöhnt von den ganzen Dienstflügen in größere Städte. Nun denn, schließlich waren es ja auch hauptsächlich Holländer, die aus Amsterdam gekommen waren und nun nach einem Zwischenstopp in Singapur, müde und verschwitzt am Gate saßen. Sehr erfreulich anzuschauen, zumindest für mich, war auch die Crew. Alle mindestens 1,80m groß, hübsch und gut gelaunt. Nichts gegen Asiaten, aber ich kann nicht unfreundlich oder gar grob zu kleineren Menschen sein. Was in Gegenden mit vielen Asiaten, zum Beispiel Chinatown in San Francisco oder eben in Singapur schon mal dazu führt, daß ich von Frauen, die mir selbst in High Heels nur bis zur Schulter gehen, mal eben zur Seite geschubst werde.

Nun gut, ab in den Flieger und auf nach Bali für 4 Tage. Zunächst hatte ich mich für die Zeit in einem Resort am Strand eingebucht und wollte einfach nur ausspannen. Aber, nachdem ich mit einem Kollegen aus Prag gesprochen hatte, der sich auch spontan für einen Trip nach Bali entschieden hatte, wurde daraus nix. Die ersten beiden Nächte buchten wir uns in einem netten Hotel direkt am Strand ein. Die Tatsache, daß es sich bei der Gegend um ein Surfer- und Partyparadies für Australier, Engländer, Japanern und Deutsche handelte, war uns da wohl leider entgangen.

Der Flughafen von Bali ist sehr interessant. Bei der Einreise muß man sich erst einmal das Visa on Arrival besorgen, wenn man noch keins hat. Das ist sehr praktisch aber kostet eben mal $25. Sehr schön ist auch die Beschilderung. Ein großer gelber Pfeil nach links mit der Aufschrift: Visa on arrival payment counter. Aber wenn man den Kopf nach rechts dreht sieht man einige Schalter über denen steht “Visa on Arrival”. Nun ja, nachdem ich deswegen in die falsche Richtung gegangen bin, fühlte ich mich unter den Touris wieder ein wenig mehr wie unter meinesgleichen. Wer nicht lesen kann, muß eben länger Schlange stehen.

Nach der Einreise, die dann sehr fix ging, freute ich mich auf das Hotelzimmer. Noch kurz den Koffer holen und dann ab ins Taxi. Nicht so schnell. Zunächst befürchtete ich das schlimmste als ich unter den letzten 10 Passagieren befand, die ihr Gepäck noch nicht hatte. Zu allem Überfluß landete kurz nach uns auch noch ein Flieger aus Brisbane, von denen bereits fast alle ihr Gepäck hatten, bevor mein Koffer dann endlich kam. Und dann ging es leider nicht gleich raus ins Taxi. Erst einmal mußte der Koffer durch die Sicherheitskontrolle. Die sich am Ende einer mittellangen Schlange befand. Auch die hatte ich dann endlich hinter mir. Die unangenehmste Schlange war dann jedoch die Taxischlange. Die war vor der Tür, ausser Reichweite der Klimaanlage.

Auf dem Weg ins Hotel durfte ich zum ersten Mal die Motorrollerkultur von Bali bewundern. Da wird einem nur schwindelig: von einer bis fünf Personen, mit Helm, ohne Helm, mit Flip Flops, Minirock, Anzug und Lackschuhen, Gepäck oder einem gerade eben gekauften Flachbildfernseher, Riesenkisten rechts, links und obendrauf, einen komplett gefüllten Marktstand ziehen, stinkend und uralt oder schick und nagelneu. Und alle fahren als gäbe es kein Morgen. Hätten wir nicht ein oder zwei Unfälle gesehen, würde ich fast behaupten, daß wie von Zauberhand nix passiert, wenn sich 10 Roller mit drei Autos und einem Lastwagen ein Stück Straße teilen, das in Deutschland einem Mercedesfahrer nicht groß genug wäre um keine Angst um seinen lieben Benz zu haben. Ich bin ja manchmal ein Angsthase, wenn ich mit Leuten fahre, die einhändig fahren, zu schnell fahren, und einfach generell beschissene Autofahrer sind. Aber hier hatte ich eine Seelenruhe, fast schon zenhaft. Ich ging hier eben einfach davon aus, daß jeder weiß was er tut. Es war eng, gefährlich, schnell und manchmal kurz vor unmöglich eng. Aber es schien eben meistens gut zu gehen. Vielleicht lag es aber auch daran, daß ich dachte, wenn die ihre Kleinkinder im Alter von nicht mal zwei ohne Helm auf den Motorroller setzen, oder eine komplette Familie auf dem Roller durch die Gegend düst, was kann ich mir dann in meinem Alter anmassen, Angst um mein Leben zu haben. Die Kleinen blickten so cool und entspannt über die Lenkstange in den chaotischen Verkehr, da kann ich doch nicht ängstlich rumjammern.

Am nächsten Tag machten wir einen kleinen Schnuppertauchkurs im Pool und nachdem das ganz gut abgelaufen war, buchten wir einen halben Tauchtag in einer 1,5 Stunden entfernten Lagune. Ich war noch nicht wirklich wild aufs Tauchen. Die Vorstellung, in 20 Metern Wassertiefe nicht mehr atmen zu können aber nicht einfach schnell nach oben schwimmen zu dürfen. Brrrr. Dann springe ich doch lieber mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug. Das kann zwar auch übel daneben gehen, aber wenigstens kann ich dann bis zum letzten Atemzug atmen.

Um halb acht morgens ging es ab in eine hübsche Buch, Padang Bai. Dann aufs Boot und raus in die Lagune. Anzug an, Sauerstoffflasche, Taucherbrille und Flossen und los gings in bis zu 10 Meter Tiefe. Auch wenn ich immer noch kein Riesenfan bin, kann ich schon verstehen, was daran so fasziniert. Fische jeglicher Farbe und Form. Korallen und Seesterne. Und abgesehen vom lauten Ausatmen, Stille. Und das ist sicherlich der schönste Aspekt aus meiner Sicht. Sich mit Handzeichen verständigen und einfach weggucken, wenn man nicht zuhören will. Keiner labert blöd wie schön bunt doch die Clownfische sind. Und das schönste war, das Atmen hat funktioniert!

Mittags ging es wieder zurück ins Hotel und von dort in ein anderes, das mehr im Inland lag. Dazu muß man sagen, daß ich es am Vorabend online gebucht hatte. Mit gerade mal noch fünf Minuten Batterie. Am nächsten Morgen checkte ich wenigstens noch kurz die Bewertungen und meine Begeisterung reduzierte sich ein wenig, als ich von 10cm Spinnen und riesigen Kakerlaken las. Aber gut, für ein Hotel im Dschungel ist das sicherlich völlig normal. Wenigstens keine Affen und Leoparden.

Auf dem Weg dorthin erwähnte Peter, mein Kollege, daß er ganz gern den Lewak Kaffee mal probieren würde. Dieser entsteht wenn der Lewak, ein affenähnliches Tier, sich die besten Kaffeebohnen, die er finden kann, reinzieht, verdaut und dann wieder abgibt. Genau, auskackt! Die werden gesammelt, gereinigt und zu dem wahrscheinlich besten Kaffee verarbeitet, den ich je getrunken habe. Auch dem teuersten! Aber allein der Besuch der Plantage und die Vorstellung der beiden Verwalter/Besitzer, war Gold wert. Der eine machte mit todernster Miene einen Witz nach dem anderen und sein jüngerer Kollege schmiß sich vor Lachen fast weg. Das war so ansteckend, daß wir auch mitlachen mußten auch wenn der Arme Peter sich ständig gegen mehr Ginseng Kaffee wehren mußte. "Papa strong, Mama happy!" meinte der Ältere nur. Allerdings hatte der Papa keine Mama dabei, an der er die ganze, zu sich genommene Energie hätte ausleben können...

Im Hotel angekommen blieb mir schon auf dem Weg zu meiner Villa fast der Atem weg. So hatte ich mir Bali vorgestellt. Regenwald, ein tiefes Flußtal, tropische Vögel, Grillen, Affen und Geckos sangen und riefen von den Bäumen. Die Luftfeuchtigkeit war gerade kurz vor unerträglich, so wie an einem heissen Sommertag direkt nach einem heftigen Regenguss. Als wir die Villa betraten, sah ich gerade noch aus dem Augenwinkel einen Gekko die Wand hoch krabbeln und im Strohdach der Villa verschwinden. Gut, dachte ich mir, der kümmert sich um Spinnen, Moskitos und Co.




Dunkler Holzboden, sehr hohe Decken, ein riesiges Bad mit einer Badewanne mit Blick auf den Dschungel. Der Freisitz war grad noch einmal so groß wie das Schlafzimmer. Und ein King Size Bett aus dunklem Massivholz mit einem, jipiiieh, Moskitonetz! Und es kam noch besser. Das Restaurant hatte ebenfalls einen unbeschreiblichen Blick, u.a. auf Affen, die in den Bäumen lebten und an unserem ersten Morgen auch kopulierten. Um das mal so auszudrücken... Der Pool, ein Überlaufbecken mit, natürlich einem ebenso großartigen Blick auf den Dschungel. Als ich diesem aus dem Pool genoß war das wieder einer dieser Momente, die man in Flaschen abfüllen und für schlechte Zeiten mitnehmen möchte.



Das war dann auch so ziemlich das Highlight der Reise. Gestern entschlossen wir uns kurzfristig an einer Mountainbike Tour teilzunehmen. Mountain war das dann auch. Allerdings nur bergab. Angesichts der Hitze war das aber auch ideal. Im Anschluß gab es somit das beste Essen was ich bisher auf dieser Reise zu mir genommen habe. Abends besuchten wir noch die alltägliche Tanzvorstellung im Ubud Palace die hauptsächlich aus alten Männern an Xylophonen, großartig goldbestickten Kostümen und Menschen mit unglaublich großen, rollenden Augen bestand.

Heute besuchten wir noch einen berühmten Tempel. Schlauerweise taten wir das in der prallen Mittagshitze. Sogar die Affen, die überall herumhingen, blickten uns mitleidig an. Jeder Schritt führte zu einem weiteren Schweißausbruch.

Mittlerweile sitze ich im kühlen Flughafengebäude, Füße frisch massiert und fast auf dem Weg nach Singapur. Dort verbringe ich dann nicht mal einen Tag und morgen Nacht geht es dann an den nächsten Strand. Boracay in den Philippen. Mehr dazu im nächsten Beitrag.

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