Friday, June 08, 2012

Keine Zeit

Etwas alt (vom September 2011), aber lesenswert.

Unglaublich, wie viel hier los ist. Mal wieder einen Tag nur auf der Couch zu verbringen, freiwillig, ohne Pläne, ohne Arbeit, ohne Streß und ohne Angst, etwas zu verpassen. Wobei, es ist gar nicht mal so sehr die Angst, etwas zu verpassen. Es gibt nur so viele Dinge zu tun, so viele Menschen zu treffen, so viele Orte zu sehen.

Samstag waren eine Freundin und ich zum Picknick auf Treasure Island. Bißchen kühl aber sonst sehr schön. Vor allem der Blick auf San Francisco und mit gaaaanz viel Glück auch die Golden Gate Bridge. Danach haben wir uns im Whirlpool wieder aufgewärmt und dabei mit einem sehr interessanten jungen Pärchen aus Wyoming unterhalten, die bei Ihren Freunden zum Grillen eingeladen waren. Am Abend sind wir sehr früh aufgebrochen um einen Tisch bei einem Spanier zu ergattern, der keine Reservierungen zulässt. Dort haben wir sehr lecker gegessen. Allerdings waren wir auch schon um acht Uhr fertig. Die Bar in der wir uns mit einem Mädel treffen wollten, das meine Freundin in der Woche zuvor in einer Galerie kennengelernt hatte, wurde erst ab 22 Uhr interessant. Somit haben wir uns in eine Bar um die Ecke begeben.

Dazu muß man sagen, daß um die Ecke in San Francisco teilweise eine recht abenteuerliche Strecke bedeuten kann. In diesem Falle ging es einen Block leicht bergab und dann einen zweiten sehr steil. Wenn jemand von Euch schon mal mit hohen Absätzen eine Treppe oder einen steilen Abhang hinuntergegangen ist, wißt Ihr wovon ich spreche. Und das nach einer Flasche Wein im Whirlpool und einer weiteren zum Essen.

Die Bar war nahezu leer. Die Kellner, die nur zur Aushilfe dort waren, um eine Wohltätigkeitsveranstaltung zu unterstützen, waren trotz der gerade mal 10 Gäste völlig überfordert. Wenn Dir ein Kellner in einer Cocktailbar sagt, das beste was er zustande bringen könnte sei ein Bier, weißt Du was Du zu erwarten hast! Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir dann unsern Drink in der Hand. Ich hatte ein wenig Probleme mit meiner Stimme, dank einer leichten Bronchitis somit entschloss ich mich dazu, schreibend mit der Freundin zu kommunizieren. Das dauert, erfordert ein gutes Auge und bei meiner Handschrift nahezu archäologische Fähigkeiten. Zum Glück kann die Freundin einwandfrei chinesisch sprechen und schreiben, somit hatte sie es nicht gar so schwer. Darüber hinaus bin ich schnelles und schlagfertiges Reagieren gewöhnt. An diesem Abend sind mindestens 5 Witze und noch mehr astreine Kalauer eines leisen, ungehörten Todes gestorben. Nicht, daß das hier ohnehin dauernd passieren würde, da sich die englische Version von so vielen deutschsprachigen Scherzen als nicht, gar nicht, oder gar gar nicht witzig erweist.

Allerdings stellte sich heraus, daß diese Art der Kommunikation zu einigem an Kommunikation mit anderen Barbesuchern führte. Die Bar hatte sich mittlerweile gut gefüllt und wir gerieten in angeregte Konversation und ich bekam fast einen Schreibkrampf. Schließlich versuche ich es mit meinem Handy. Tippen mit Wörterbuch geht schneller und läßt sich einfacher lesen. Aus welchem Grund auch immer erregte unsere Konversation Aufmerksamkeit und wir kamen ins "Gespräch" mit einigen Herren und auch Damen. Nachdem ich mit kaum hörbarer Stimme versichert hatte, dass ich weder stumm sei noch dies eine Masche, um Männer aufzureissen, musste ich nun noch schneller schreiben. Es schien ansteckend zu sein. Als einer der Herren den Stift nahm, um eine Antwort aufzuschreiben, schrieb ich zurück, dass ich zwar nicht sprechen könnte, aber durchaus nicht taub sei.

Es war definitiv einer der lustigsten Abende und am nächsten Tag ging es meiner Stimme auch um einiges besser.

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