Tuesday, June 26, 2012

Camping

Neulich habe ich in einem Blog erfahren, welche 100 Dinge eine Australierin über uns Deutsche weiss.  Während ich die Vorliebe für Stiefel, die Liebe zum Fahrradfahren und noch einige gute Dinge darunter waren, kann ich persönlich mit Camping nichts mehr anfangen. Ich verstehe jeden, der gern eins mit der Natur ist und auch aus finanziellen Gründen lieber im Wohnmobil oder im Zelt übernachte. Aber, ich persönlich habe in meinem Leben ausreichend Campingerfahrung gesammelt, um für den Rest desselben Hotels vorzuziehen.

Nachdem ich in den ersten Jahren meines Lebens Urlaube in Ferienhäusern in Dänemark oder auch Italien verbringen durfte, unter andern in einem Kinderbett, dass direkt von einer Müllkippe stammte, ging es etwas später auf Touren mit dem Wohnmobil. Wer jetzt an Hymermobile oder Sven Hedins/Thomas Cooks denkt, also Luxuswohnungen auf vier Rädern, falsch gedacht. Mein Vater hat eigenhändig DREI Volkswagenbusse zu Wohn- und Reisemobilen ausgebaut. Von nix zu "Wie ist es möglich so viel Stauraum und Funktionalität in so wenig Raum zu bekommen?". Wirklich! Wenn wir verreist sind, sah es so aus, als wollten wir nur mal eben zur Tante Edith und Onkel Kurt nach Mönchehof! Dank ca. 1 Million Schränken und versteckter Fächer, sah man gerade mal vier Vaude Schlafsäcke, einen etwas mitgenommenen Stoffhund und zwei Kinder auf der Rückbank.


Da isser. Das war der zweite. Diesel und ganze 51 PS! Es ist kein gutes Gefühl, wenn man auf der Autobahn am Berg von 18 Tonnern überholt wird. Ich hab es gar mal fertig gebracht, 10km mit angezogener Handbremse zu fahren und mich nicht wirklich zu wundern, warum die Kiste bergauf so langsam war. Gestunken hat es dann übrigens auch... Aber eines muss ich zugeben, als ich einmal selbst mit dem Bus und meinem damaligen Freund in den Urlaub gefahren bin. Ich bin eingestiegen und war im Urlaub. Man kommt damit einfach nicht schnell irgendwo hin, sondern ist gezwungen, sich die Zeit zu nehmen. Dann dauert es eben mal eine Woche bis man in Spanien angekommen ist. In diesem speziellen Urlaub war ich auch froh, dass der Bus bei Regen um einiges angenehmer und trockener ist als ein Zelt.

Zurück zum Camping. Wir waren nahezu überall in Westeuropa. England, Schottland, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich (dort sind wir meistens eher durchgefahren auf dem Weg nach Spanien), Spanien, Italien, Schweiz, Österreich. Nach Osteuropa durften wir aufgrund des Jobs meines Vaters nicht. Ich bin ein wenig hin- und hergerissen zwischen der Begeisterung und Dankbarkeit dafür, so viele Länder, spannende und kulturell wertvolle Orte in so jungen Jahren gesehen zu haben. Sich mit Händen und Füßen mit anderen Kinder verständigt zu haben und somit schon früh begreifen zu dürfen, dass es andere Länder, Sprachen und Kulturen gibt aber man problemlos mit jedem auskommen kann. Und ich wusste bereits mit 8 Jahren, was Schwimmbad heisst, in fünf Sprachen. Andererseits war es unglaublich anstrengend. Wir waren nie länger als 2 bis 3 Tage am selben Ort und sind immer gerade dann abgereist, wenn wir Freunde gefunden hatten. Ich war die meiste Zeit hungrig, da ich recht wählerisch war, was das Essen anging und vor allem kein Weißbrot mochte. Mir wurde im Bus immer schlecht, da mein Vater nie im Ausland Autobahnen oder Tunnel benutzte, für die man bezahlen mußte. Serpentinen und Parkplätze, auf denen ich mich übergeben mußte. Ich werde niemals bulimistisch. Dafür hab ich mich in meinem Leben schon zu oft übergeben.

Campingplätze. Es gab unglaublich schöne, mit Palmen, Strand und Meer. Terrassenförmig angelegte, die mehr einem Abenteuerspielplatz glichen. In England gab es einen Campingplatz, der aussergewöhnlich hundefreundlich war. Dem Yorkshire und Foxterrier unserer Nachbarn zuzuschauen, war besser als Fernsehen. Waren sie im Wohnwagen eingesperrt, verbellten sie vorbeilaufende Personen und Hunde, waren sie im Freien, wurden diese Passanten bestürmt, angesprungen und verbellt. Besonders unterhaltsam war es, wenn sie mit dem Hundepaar von zwei Stellplätzen ihre Revierkämpfe austrugen. Alles in allem waren diese Jungs aber harmlos. Schlimmer war der aggressive Collie, der frei herumlief und meinen Bruder und mich regelmässig anfiel, wenn wir zur Toilette oder Dusche mussten. Schließlich konnten wir nur noch in Begleitung unseres Vaters gehen. Aus irgendeinem Grund haben fast alle Hunde Angst vor meinem Vater. Auch wenn mir das manchmal Leid tut, da er Hunde sehr gern mag, war das bei Lassies bösem Zwilling ein Segen. Es war herrlich mit anzuschauen, wie die eben noch zähnefletschende Bestie den Schwanz einzog und winselnd davon trottete. Und wir konnten endlich duschen. Zusammen mit Kakerlaken, Tausendfüsslern und was noch so in diesen unglaublich schmutzigen Sanitäranlagen herumkroch. Aber nach der Begegnung mit der Bestie gab es nicht mehr viel, was uns Angst einjagen konnte. 

Zu allem Überfluß kamen auch noch die Mücken dazu. Zugegeben, die gibt es auch in Hotels. Aber meine übelsten Erfahrungen mit Mücken habe ich dennoch im Urlaub gesammelt. Meine Familie war immer sehr glücklich darüber, daß keiner je gestochen wurde. Die haben sich alle an mir ausgetobt. Eines Abends haben wir auf einem Bauernhof übernachtet. Voller Stolz wurde dann, im Dunkeln mit Licht an, die Inneneinrichtung des Wohnmobils präsentiert. Währenddessen, sah ich förmlich, wie eine Armee von Mücken sich im Inneren des Busses versammelte und sich auf den Angriff vorbereitete... auf mich! Am nächsten Morgen wachte ich auf und konnte mein linkes Auge nicht öffnen. Einer der 14 Stiche, davon 9 in meinem Gesicht, landete direkt unter meinem Auge und schwoll so gewaltig an, daß mein Auge den ganzen Tag geschlossen blieb. Vom Juckreiz mal ganz abgesehen. Und wie es so schön heißt, wer den Schaden hat. Aber alle lachten natürlich nur mit mir, nicht über mich!

Eigentlich dachte ich, daß das mit den Mücken im Alter besser werden würde. Vor ein paar Jahren war ich eine Woche in Dänemark zum Kitesurfen. Übernachtet habe ich im Zelt in der Nähe der Bucht. In den ersten Nächten war es kalt und regnerisch. Als es dann sonnig und warm wurde, kamen sie: die Killermücken! Jeden Abend suchte ich mein kleines Zelt mehrfach nach Mücken ab, ich hatte ein Mückennetz und habe in Autan gebadet. Aber geholfen hat es nichts. Jede Nacht kamen 5 bis 10 Stiche hinzu. Am letzten Abend hatte mich wieder eine unterm Auge erwischt. Meine eine Gesichtshälfte schwoll dermassen an, daß man denken hätte können, daß mir einer ein Kiteboard um die Ohren gehauen hätte.

Aber, es sieht so aus als ob ich in Kalifornien doch wieder ein wenig auf den Geschmack kommen könnte. Letztes Jahr habe ich zwei Wochenenden an einem See ein paar Stunden nördlich von San Francisco verbracht. Und obwohl es unglaublich heiß war und der See völlig grün mit Algen und wir draußen übernachtet haben, ohne Zelt: kein einziger Mückenstich!! 

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